Wer schon immer wissen wollte, warum wir Löwenbräu ausschenken, wie nochmal die Geschichte mit dem Uropa ging, was dieses komische Tier mit dem Tuch um den Kopf an der Wand macht und warum der Spiegel in der Herrentoilette so hoch hängt, dem sei das Buch „Drei Bier auf die Vier“ empfohlen. Geschrieben hat es Maria Rossbauer, die beste Freundin der Wirtin. Es enthält viele lustige und ernste Geschichten rund im die Gründung des Klinglwirts und die Zeit als Neu-Wirtin.
Und so hat alles angefangen…
Wenn wir früher gewusst hätten, dass man nach einem Becher Glühwein gleich sein Leben umschmeißt, hätten wir wahrscheinlich viel öfter einen getrunken. Na ja, vielleicht auch nicht. Schließlich schmeckt so ein Glühwein ja eigentlich wie pappsüße Zuckerbrühe mit einem Teelöffel Traubensaft drin. Sonja hatte schon nach dem ersten Schluck das Gesicht verzogen. Aber selbst schuld, was mussten wir den Glühwein auch bei einer Holzbude mit Plastikstühlen davor kaufen. Plastikstühle sind doch schließlich immer irgendwie ein Zeichen für billiges Zeug. Was wirklich selbst Gekochtes habe ich noch nie in einem Laden mit Plastikstühlen davor gegessen – immer nur Fertigpizza, Dosenwürste oder Tiefkühlpommes –, und den allerwässrigsten Filterkaffee servieren sie einem todsicher auch in Kneipen mit Plastikstühlen davor. Aber die Plastikstuhlbude war nun einmal der einzige Stand mit Glühwein weit und breit. Und wir brauchten jetzt einen, denn uns war schweinekalt.
Es hatte mich ja auch ausgerechnet im kältesten Winter seit Jahren nach Hamburg verschlagen. Im Radio hatten sie gesagt, so viel Schnee wie Anfang 2010 habe es hier schon lange nicht mehr gegeben. Sonja besuchte mich trotzdem. Sie zog für ein paar Tage auf den Boden meines klitzekleinen WG-Zimmers, dann musste sie wieder zurück nach München, wo wir beide herkommen. Das heißt, wir sind nicht wirklich aus München, sondern aus der Nähe. Sonja kommt aus Antholing, einem kleinen Dorf im Süden von München, ich aus Dürnhart, einem kleinen Dorf im Norden. Aber in München haben wir uns kennengelernt und unendlich viel Zeit miteinander verbracht. Vor allem in Kneipen. Schon auch, um dort Bier zu trinken oder Wein oder Schnaps. Hauptsächlich aber haben wir dort gearbeitet, um unsere Studien zu finanzieren. Für uns beide war das eine leichte Übung: ich, die gelernte Hotelfachfrau, und Sonja, die Wirtstochter.
In einer dieser Kneipen haben wir mehr als fünf Jahre zusammengearbeitet. Sonja und ich jonglierten dort so einige Teller voll mit Sandwiches, Schinkennudeln und riesigen Salaten durch eine grölende Meute, schenkten literweise Bier in Weißbier-, Helle- und Pilsgläser und bewältigten das tägliche Chaos. Die Kellnerkasse gab nämlich am liebsten dann den Geist auf, wenn der Laden gerade so richtig voll war. Das waren auch die Momente, wo gerne mal eine Kellnerin stolperte und ein paar Biere auf den Schoß eines Gastes kippte, oder – beliebte Variante – Erdbeermilchshake in den Nacken. Genau dann wollten natürlich die Gäste am Nebentisch den Salat bitte ohne Paprika, dafür mit extra Schafskäse und ein kleines Radler mit Mineralwasser statt Limo.
Sonja und ich kämpften gegen akut aufkommende Schreikrämpfe, verhandelten mit Köchen, wischten den Boden, besänftigten nassgespritzte Gäste mit einem Gratisschnaps. Am Ende solcher Tage sanken wir auf die Barhocker, ließen unsere Köpfe auf den Tresen fallen und machten blöde Witze mit den letzten drei Stammgästen. Lustig war das alles trotzdem.
Mittlerweile aber war ich Diplom-Biologin, Sonja Diplom-Betriebswirtschaftlerin, und es war Schluss mit kellnern. Dachten wir.
Mehr verraten wir noch nicht! Oder höchstens ein bisschen mehr. Ihr könnt ja mal hier reinschauen: http://mariarossbauer.jimdo.com/was-zu-kaufen/
„Drei Bier auf die Vier“ ist im November 2013 beim Blanvalet Taschenbuch Verlag erschienen. Zu kaufen gibt’s das Buch natürlich im Klinglwirt, gerne auch zusammen mit einem Essensgutschein. Für alle Nicht-Münchner*innen aber auch hier.